
Weihnachtsgottesdienst aus der Gustav-Adolf-Kirche

Ingeburg Völker: 60 Jahre Orgeldienst
„Inge, lerne Orgel, wir brauchen Nachwuchs!“ Als der Großauheimer Pfarrer Weinrich dies im Jahr 1958 zu dem frisch konfirmierten Mädchen sagte, ahnte er vielleicht, welche musikalische Begabung in ihr steckte. Seit dem siebten Lebensjahr spielte sie bereits Klavier. Die Lehrerin erkannte schon damals das absolute Gehör ihrer jungen Schülerin, also die besondere Fähigkeit, beim Hören eines Tones, dessen genaue Tonhöhe zu erkennen. Die Vierzehnjährige hatte also gute Voraussetzungen zum Erlernen des Orgelspiels. Die Grundlagen brachte ihr Organistin Gudrun Störmer an der Orgel der Gustav-Adolf-Kirche bei. Ingeburg Völker erinnert sich, dass eine Unterrichtsstunde damals drei Mark kostete. Und der Rat der Lehrerin ist ihr unvergessen: „Du musst üben, üben, üben.“
Schon als Mädchen hegte Ingeburg Völker den Wunsch, Musik einmal zu ihrem Beruf zu machen. Die erfolgreiche Ausbildung zur Organistin an der Kirchenmusikalischen Fortbildungsstätte in Schlüchtern bestärkte sie darin. Im November 1961 übernahm sie als Siebzehnjährige den nebenamtlichen Dienst als Organistin in unserer Gemeinde. Zielstrebig verfolgte sie ihren Berufswunsch, Klavierlehrerin zu werden. Die künstlerische Ausbildung führte von Dr. Hoch’s Konservatorium zur Musikhochschule Frankfurt, wo sie Klavier und Gesang studierte. Es folgten Studien am Privatmusiklehrerseminar.
Sicher half bei alledem auch die jahrelange Erfahrung als junge Organistin, die es gewohnt war, im Gottesdienst regelmäßig öffentlich zu musizieren. An den Sonntagen gab es immer mehrere Gottesdienste hintereinander zu spielen, denn auf die Gottesdienste in Großkrotzenburg und Großauheim folgten noch der Kindergottesdienst sowie Taufen, die zu begleiten waren. „Ich kam oftmals von der Orgelbank nicht weg“, erinnert sich Ingeburg Völker. Ihr altes Orgelbuch aus der Anfangszeit hat sie noch heute: „Es ist völlig zerfleddert“, erzählt sie.
Die Gemeinde kennt Ingeburg Völker als Organistin, die ihren Solo-Gesang selbst an der Orgel begleitet. Manchmal singt sie im Duett mit Tochter Stefanie. Da geht die musikalische Tradition in der Familie längst weiter. Unsere Kirchengemeinde ist dankbar für 60 Jahre Orgeldienst!
Singt dem HERRN ein neues Lied;
singet dem HERRN alle Welt!
(Psalm 96,1)

Unsere neue Pfarrerin am Limes: Katharina Scholl stellt sich vor
„Shirley“ steht schon leuchtend gelb im Flur. Umzüge haben ja immer etwas mit Loslassen zu tun. Kann ich mich endlich von der Kiste mit all den Kabeln trennen, von denen ich schon beim letzten Umzug nicht wusste, wofür sie mal gut gewesen sind? Mit wem möchte ich noch einen letzten Kaffee getrunken haben?
Und mitten im Chaos und im Loslassen steht „Shirley“. Einer der Sessel, den ich schonmal für das Amtszimmer in Großauheim besorgt habe. Jeden Tag, wenn ich im Moment durch meinen Flur gehe, fällt mein Blick auf „Shirley“. Ich frage mich: Welche Menschen werden wohl auf diesem Stuhl Platz nehmen. Welche Lebensgeschichten werde ich kennenlernen? Worüber werde ich staunen? Mit wem werde ich auf diesen Sesseln schweigen?
Ab 1. November werde ich als neue Pfarrerin an den Limes kommen und die Pfarrstelle in Großauheim versehen. Ursprünglich komme ich aus Hannover. Nach dem Studium in Bethel (Bielefeld) und Marburg war ich einige Jahre Assistentin am EKD-Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart in Marburg, wo ich mich mit der Frage beschäftigt habe, wie das, was uns religiös bewegt, eigentlich erlebbar und sichtbar wird, in Bildern, Kirchenräumen, Filmen… Diese sinnliche Seite der Religion liegt mir seitdem am Herzen. Während dieser Zeit wurde mir klar, dass ein Mensch wohl mehr als eine Hessin nicht werden kann und so wechselte ich die Landeskirche und begann mein Vikariat, also die praktische Ausbildung zur Pfarrerin, in Wittelsberg, einem Dorf in der Nähe von Marburg.
Meine erste Pfarrstelle trat ich 2018 als Repetentin der Hessischen Stipendiatenanstalt in Marburg an, einem Studierendenwohnheim, wo ich für das Bildungsangebot, die geistliche Begleitung und die Verwaltung des Hauses zuständig war. Einen Predigtauftrag hatte ich in dieser Zeit in der Marburger Pfarrkirche St. Marien. Neben diesen Tätigkeiten habe ich meine Dissertation fertiggestellt, die sich mit Andachtsräumen in Strafvollzugsanstalten beschäftigt.
Zudem war ich mit einer Reihe von Projekten beschäftigt, welche die Kirche in den öffentlichen Raum bringen. Im vergangenen Jahr habe ich mit einer Kollegin den Marburger Oberstadt-Aufzug in ein Himmelfahrtsereignis verwandelt und Pfingsten wurde im Autokino gefeiert.
Durch solche Aktionen Kontaktflächen für Menschen zu schaffen, die in einer gewissen Distanz zur Kirche leben, ist mir ein besonderes Anliegen meines Dienstes. Neben kohlenstofflichen Orten freue ich mich über das Wirken der Geistkraft in der digitalen Welt und schaffe gern Räume für dieses Wirken. Falls Sie mögen, verbinden Sie sich mit mir auf facebook oder instagram. Wenn ich gerade nicht arbeite, halte ich mich gern dort auf, wo gesungen wird, wo es Kunst zu sehen gibt oder ein guter Gin Tonic im Angebot ist. Und ich vergesse immer und überall meinen Regenschirm.
Nach fast 15 Jahren in Marburg ist es nun Zeit für mich für neue Ufer. Dass es nun gleich ein so schönes neues Ufer wird wie das vor der Gustav-Adolph-Kirche, freut mich außerordentlich. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit zwei engagierten und erfahrenen Kollegen und ich freue mich auf Sie und all das Neue, was mich am Limes erwartet. Noch ist es der leere Shirley-Sessel, der all das mit seinem Hoffnungsgelb in meinem Marburger Flur ankündigt. Schon bald wird Leben auf diesem Sessel sein. Gott sei Dank.
Katharina Scholl

Abschied von Pfarrer i.R. Jens-Rüdiger Liebermann
35 Jahre lang hat Pfarrer Liebermann die Gemeinden am Limes geprägt –
als verlässlicher Seelsorger und inspirierender Prediger,
als geistlicher Lehrer und sozial engagierter Bürger.
Am 19. September hat Gott ihn
in seine Ewigkeit gerufen.
In einem Trauergottesdienst
am Freitag, dem 15. Oktober in der Gustav-Adolf-Kirche
haben wir gemeinsam seiner gedacht
und von ihm Abschied genommen.
Gott lasse ihm das Licht Seines Friedens leuchten!