Erinnerung für die Zukunft: Gedenken an die Novemberpogrome 1938

Verwüstung – Misshandlung – Verschleppung – Mord: Etwa 70 Personen aus Großkrotzenburg und Großauheim sind am Samstag, dem 9.11., in der Ehemaligen Synagoge zusammengekommen, um gemeinsam das Gedächtnis wach zu halten an die Verbrechen der Novemberpogrome vor 81 Jahren, die mit allen ihren Schrecken doch nur den Auftakt bildete zum Grauen der Shoàh, des Holocaust. Eingeladen zu der Gedenkfeier hatten der Arbeitskreis „Ehemalige Synagoge“ und die in ihm vertretene politische Gemeinde Großkrotzenburg sowie die örtlichen Kirchengemeinden.

Einleitend trug Inge Listmann das Gedicht „Einmal im Jahr“ von Lothar Balzer vor; nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Arbeitskreises, Pfr. Manuel Goldmann (als Download im Wortlaut hier verfügbar), stand auf dem Programm die Vergegenwärtigung einiger jüdischer Schicksale aus Großkrotzenburg (Monika Ilona Pfeifer), ein Vortrag des Psalms 74, der die Verwüstung des biblischen Heiligtums betrauert und von Pfr. Christian Sack mitten in das aktuelle Gedenken hinein gerufen wurde; dann folgte die Verlesung der Namen der ermordeten und Vertriebenen aus Großkrotzenburg (Renate Zeller, Dr. Klaus Janssen und Holger Kraft), das jüdische Gebet für die Märtyrer (auf deutsch gelesen von Pfr. i.R. Heinz Daume) und die Ansprache des Bürgermeisters Thorsten Bauroth, der eindringlich den Respekt vor jedem anderen Menschen und das Bemühen um Wahrhaftigkeit im Umgang miteinander als Grundlage jeder demokratischen Kultur betonte.

Ungeplant bereichert wurde das Gedenken durch ein sehr persönliches Grußwort von Naomi Rozen aus Israel, die familiäre Wurzeln in Großkrotzenburg hat und im vorigen Jahr persönlich unter den Gästen gewesen war; ihr schriftlicher Gruß wurde von Pfr. Daume verlesen. Musikalisch gerahmt und vertieft wurden die unterschiedlichen Wortbeiträge durch die Pianistin Chaya Mettananda, die mit ihrer Auswahl und Interpretation der Stücke die einzelnen Inhalte einfühlsam aufnahm und nachklingen ließ.
Zum Abschluss wurden unter den Klängen des gemeinsam gesungenen Liedes „Hewenu Shalom Alejchem“ („Wir bringen Frieden euch allen“) die Gedenkkerzen auf den Synagogenvorplatz getragen, wo Bürgermeister Bauroth und Stadtverordnetenvorsteher Bernd Kurzschenkel im Namen der politischen Gemeinde einen Kranz am Mahnmal niederlegten.